Messe für Wasserstofftechnologie und Kohlenstoffspeicherung

Viele spannende Begegnungen und persönliche Gespräche mit rund 30 Branchenvertreter:innen auf der Messe in Bremen am 20. und 21. Oktober 2021! Ich fand es zugleich faszinierend und erfreulich, dass die Themen Wasserstoff und Kohlenstoffspeicherung für so viele Unternehmen aus verschiedenen Branchen auf der Tagesordnung stehen. Die Bandbreite reichte von Forschungseinrichtungen und Software-Unternehmen über Maschinenbau-, Logistik- und Recyclingfirmen bis nicht zuletzt den Herstellern des Wasserstoffs. Sowohl Start-ups als auch alteingesessene Unternehmen aus Deutschland, Belgien, Niederlanden, Frankreich, Tschechien, Großbritannien, Österreich und der Schweiz präsentierten ihre aktuellen Produkte und Dienstleistungen.

Besonders wertvoll fand ich die Einblicke in die aktuelle Situation der Unternehmen und ihre Einschätzung der Entwicklungen in der Zukunft. Als eine der größten Herausforderungen erweist sich für viele Firmen die nicht zufriedenstellende Gesetzgebung bzw. die Verzögerung bei wirtschaftspolitischen Entscheidungen.

Die notwendigen Technologien und Prototypen wurden von Unternehmen vielerorts bereits fertig entwickelt. Momentan mangelt es aber am entsprechenden rechtlichen Rahmen, um diese Technologien im großen oder zumindest signifikanten Umfang einzusetzen. 

So bildet der Wasserstoff für viele Hersteller nur einen verschwindend geringen Teil des Gesamtumsatzes, obwohl eine signifikante Steigerung der Produktionsmenge und des Umsatzes seitens der Unternehmen als durchaus machbar eingeschätzt wird.

Die Wasserstoffproduktion ist energieintensiv. Solange Wasserstoff mit konventionellen Energieformen und nicht mit erneuerbaren Energien produziert wird („grauer oder schwarzer“ Wasserstoff), ist der ökologische Nutzen nicht ersichtlich. Um Wasserstoff mit Erneuerbaren zu produzieren („grünen“ Wasserstoff), müssten diese Kapazitäten enorm ausgeweitet werden. Dafür wäre der Ausbau der ganzen Infrastruktur für die Produktion sowie den Transport von Solar-, Wind- und Biogasenergie erforderlich. 

So erweisen sich die fehlende Infrastruktur für den Transport vom extrahierten Kohlenstoff und lokale Ladesäulen für den Wasserstoff als weitere Herausforderungen für die Verbreitung dieser neuen Technologien. Denn den Transport per Lkw oder Flugzeug will man wegen des damit einhergehenden größeren CO2-Fußabdrucks möglichst vermeiden.

Viele Firmen wünschen sich eine tatkräftige politische Unterstützung – vor allem als Voraussetzung dafür, dass die Kundschaft Vertrauen in diese fortschrittlichen Technologien fasst und ihr bis dato eher zögerndes Verhalten ablegt. Dieses Zögern ist wohl am ehesten darauf zurückzuführen, dass es noch ungewiss ist, in welcher Form und in welchen Bereichen sich die umweltfreundlichen Technologien durchsetzen. Viele Experten sehen die Zukunft der Wasserstoffverwendung eher in Konzernen mit großem Fuhrpark und in kommunalen Verkehrsbetrieben angesiedelt, nicht jedoch im privaten Autoverkehr.

Und so scheint der Übergang von der jetzigen manufakturartigen Einzelfertigung bis hin zur zukünftigen industriellen Massenproduktion eine weitere Herausforderung zu sein. Die Skalierung der neuartigen Technologien und Produkte würde nicht nur unserer Umwelt guttun, sondern auch die Abgabepreise erschwinglicher machen. 

Es bedarf also eines Zusammenspiels vieler Akteure: wasserstoffbasierte Elektrosysteme brauchen den Zufluss von erneuerbaren Energien zu günstigen Preisen, um nicht nur umweltfreundlich, sondern auch wirtschaftlich zu sein und sich weit zu verbreiten.

Viele global tätige Unternehmen mussten in den vergangenen zwei Jahren pandemiebedingt Unterbrechungen und Verzögerungen in den eigenen Lieferketten hinnehmen, insbesondere im asiatischen und amerikanischen Wirtschaftsraum. Nun sehen sie sich vor der großen Herausforderung, solchen Ereignissen künftig vorzubeugen, in dem sie dafür anfällige Teile der Wertschöpfungskette (beispielsweise die Produktion) in das eigene Land bzw. in die eigene Region (zurück) verlegen.

Einige Unternehmen sind zudem händeringend auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeiter:innen, die sich mit den neuartigen Technologien auskennen. 

Sehr positive Berichte hörte ich von den Firmen, die Wasserstoff speichern und transportieren. Diese Unternehmen erfahren gegenwärtig ein starkes Wachstum und stocken personalmäßig auf, um der wachsenden Zahl der Aufträge nachzukommen.

Ich freue mich schon auf die nächste Ausstellung in 2022:

https://www.carboncapture-expo.com/

https://www.hydrogen-worldexpo.com/